Instandsetzung der Hardware

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Vorbemerkung

Die hier vorliegende Prozessbeschreibung soll v. a. Neumitgliedern, die in der Computertruhe aktiv werden möchten, in dem sie gebrauchte Rechner für einen neuen Einsatz instandsetzen, Orientierung geben. Sie kann aber auch als Nachschlagewerk dienen.

Wichtig ist hierbei zu bemerken, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Gerne soll das Dokument um neue Erkenntnisse ergänzt und um Fehler korrigiert werden.

Hardware

Datenvernichtung

Der erste Schritt bei der Instandsetzung eines Computers ist die Vernichtung aller Daten auf Festplatten, Solid State Disks und anderen Datenträgern. Unsere Spender*innen vertrauen uns häufig ihre persönlichsten Daten an, da sie nicht in der Lage sind, diese datenschutzkonform zu vernichten. Auch wenn ab und zu die Daten bereits gelöscht wurden, sind sie in der Regel weiterhin vorhanden und rekonstruierbar. Darum durchlaufen alle Speichermedien diesen Prozess. Ausnahmen gibt es nur, wenn wir zu 100 % sicher sein können, dass die Daten auf den gespendeten Medien wie gewünscht vernichtet wurden. Das ist in der Regel bei großen Unternehmen der Fall.

Wiedergebrauch der Medien

Im Folgenden werden Verfahren zur Datenvernichtung vorgestellt, die die Hardware selbst nicht beschädigen, so dass sie weiterhin genutzt werden kann.

Festplatten

Auf Festplatten gespeicherte Daten werden von uns mit der Hilfe des Spezialprogramms Darik’s Boot and Nuke, kurz DBAN, vernichtet. Einen kurzen Überblick was DBAN ist und kann, liefert Wikipedia. Die kostenlose und freie Software kann von der Website des Herstellers Blancco oder von unserer Cloud heruntergeladen werden. Bei Bedarf kann man sich ein sehr ausführliches Videotutorial dazu ansehen.

Sobald nach dem Booten die Eingabeaufforderung erscheint, kann der Befehlt autonuke eingetippt werden. Diese Löschvariante ist ausreichend sicher und die Daten aller am Rechner angeschlossenen Datenträger werden durch mehrfaches Überschreiben voll automatisch vernichtet. D. h. man sollte gut prüfen, ob wirklich die gewünschten Laufwerk angeschlossen sind und SSDs vorher vom Rechner trennen. Diese Art der Datenvernichtung ist für sie nämlich gänzlich ungeeignet.

Abhängig von der Größe der Platte, der Leistungsfähigkeit des Prozessors und natürlich dem ausgewählten Verfahren, kann die Vernichtung der Daten mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Bei großen Platten ab 500 GB Kapazität kann daher auch ein Verfahren ausgewählt werden, das nur ein Mal die Daten überschreibt (z. B. mit Nullen oder Zufallsdaten). Aufgrund der sehr feinen Strukturen auf modernen Datenscheiben mit hoher Kapazität sind die ursprünglichen Daten dann ebenfalls nicht mehr rekonstruierbar.

Stellt sich während des Vorgangs heraus, dass die Platte defekt ist (klackernde Geräusche, Lese-/Schreibfehler, auf die man durch eine ansteigende Schätzung der Restzeit schließen kann), sollte man den Prozess unterbrechen und den Datenträger mechanisch zerstören (siehe unten). Selbiges gilt, wenn am Ende des Prozesses dessen Resultat negativ ist.

SSDs

Die Daten auf Solid State Disks (SSDs) werden hingegen mit Hilfe des ATA Secure Erase-Kommandos zerstört. Eine Anleitung des Computer-Magazins c’t – magazin für computertechnik zeigt wie man dies mit dem Linux-Tool hdparm anstellen kann.

Wer lieber eine grafische Oberfläche dafür nutzen möchte, findet in unserer Cloud ein ISO-Image der Live-Linux-Distribution Parted Image, die bestückt ist mit Werkzeugen für den Umgang mit Festplatten und SSDs – u. a. mit einem kleinen Programm, welches das ATA Secure Erase-Kommando absetzen kann.

Das sichere Löschen dauert bei SSDs übrigens nur einige Sekunden bis wenige Minuten.

Flash-Speicher in Smartphones, USB-Sticks, Media-Playern etc.

Neuere Smartphones verschlüsseln die Daten auf ihren Speichern. Hier genügt es somit, das Gerät in den Werkzustand zurückzuversetzen.

USB-Sticks werden gelöscht und ggf. neu partitioniert und dann ein Mal bis zum Rand mit Daten beschrieben. Das Computer-Magazin c’t – magazin für computertechnik bietet mit H2testw ein schönes kleines Windows-Tool an, mit dem man Speichermedien wie Festplatten oder aber Flash-Medien auf Fehler überprüfen kann. Im Falle von USB-Sticks hat man dann nicht nur die Gewissheit, dass der Stick einwandfrei funktioniert und die angegebenen Kapazität der Realität entspricht, man kann sogar noch die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten ermitteln. GNU/Linux-Distributionen bringen in der Regel F3 mit. Mit dem Open Source-Werkzeug kann man ebenfalls USB-Sticks und andere Flash-Medien auf Fehler überprüfen und somit ganz nebenbei auch Speichermedien mit falschen Größenangaben entlarven. F3 nutzt hierbei übrigens ein zu H2test2 kompatibles Dateiformat.

Bei anderen Geräten muss man sich individuell darüber informieren, wie man die darauf gespeicherte Daten datenschutzkonform vernichten kann.

Entsorgung der Medien

Sollte ein Datenträger überhaupt nicht mehr funktionsfähig sein, meist wegen eines Hardware-Defekts, oder wir für ihn keinen Bedarf haben, da er bspw. einfach zu alt ist oder eine zu geringe Kapazität besitzt, wird dieser gewissenhaft mechanisch zerstört und anschließend der fachgerechten Entsorgung zugeführt.

Festplatten

Diese lassen sich in der Regel leicht aufschrauben. Obacht: In der Regel ist mindestens eine Schraube unter dem großen Aufkleber versteckt. Danach lassen sich die einzelnen Platters (die spiegelnden Scheiben, auf denen die Daten gespeichert sind) entnehmen und z. B. mit einem Schraubendreher zerkratzen. Häufig sind die Datenscheiben aus Glas und lassen sich mit wenig Aufwand zerbrechen. Dadurch entstehen aber scharfe und teils ziemlich kleine Splitter, die zu Verletzungen führen können. Wenn ihr diesen Weg wählt, packt die Scheiben daher am besten in eine Tüte.

Lässt sich das Gehäuse aus irgendeinem Grund nicht öffnen, kann es mit einem Hammer oder gar einem Bohrer bearbeitet werden. Dabei unbedingt angemessene Schutzkleidung tragen und an den Dreck denken, der v. a. beim Bohren entsteht.

Der Einsatz von Thermit ist vermutlich die zuverlässige Methode, die Daten und alles andere restlos zu vernichten. Allerdings raten wir davon definitiv ab. 😉

SSDs

Abhängig von der Bauform muss man ebenfalls erst ein Gehäuse öffnen oder kann die Chips direkt von der Platine trennen und durch Krafteinwirkung (Hammer, Bohrer etc.) zerstören.

Flash-Speicher in Smartphones, USB-Sticks, Media-Playern etc.

Hier sollte man sich individuell darüber informieren, wie man die darauf gespeicherte Daten datenschutzkonform vernichten kann.

Ein wichtiger Tipp: Wenn man mit physischer Gewalt vorgehen möchte, bitte beachten, dass in vielen Geräten nicht entfernbare Akkus eingebaut sind, die bei Gewalteinwirkung im schlimmsten Fall explodieren können. Ebenfalls können Displays zersplittern und dabei giftige Stoffe freisetzen.

Optische Medien (CDs, DVDs etc.)

Sollten wir selbstgebrannte optische Medien gespendet bekommen, müssen diese auf der Ober- sowie der Unterseite mit einem spitzen Gegenstand zerkratzt werden.

Alternativ gibt es Aktenvernichter, die auch optische Datenträger schreddern.

Die Überreste können normalerweise in einem Wertstoffhof abgegeben werden.

Überprüfung der Hardware

RAM

Vorbereitung

Noch bevor man einen Funktionstest des Arbeitsspeichers durchführt, sollte man eine Speichererweiterung in Betracht ziehen. Dabei prüft man, ob bereits genügend gewünschter Speicher eingebaut wurde, und ob es noch freie Speicherbänke gibt, die mit passenden Ersatzmodulen bestückt werden können – sofern vorhanden. Dabei sollte darauf geachtet werden, wenn möglich paarweise Module mit identischer Spezifikationen einzusetzen und eine ggf. vorhandene Dual Channel-Funktionalität des Controllers zu berücksichtigen, um eine gute Performance zu erhalten. Im Zweifel kann das Handbuch des entsprechenden Herstellers weiterhelfen, wenn nicht klar wird, welche Speicherbänke zu welchem Kanal gehören.

Durchführung

Die Installationsmedien der wahrscheinlich meisten GNU/Linux-Distributionen enthalten das Tool Memtest86+ zur Überprüfung des Hauptspeichers. Es genügt diesen Eintrag im Startmenü auszuwählen, damit der Test automatisch startet.

Man hat kurz nach dem Ausführen des Programms die Möglichkeit durch den Druck der Taste F1 einen stabileren Modus zu wählen, den man verwenden kann, wenn die anderen Modi nicht zuverlässig funktionieren. Mit einem Druck auf F2 startet man einen experimentellen Modus, der mehrere Kerne zum Testen des RAMs einsetzt. Hierbei kann es aber passieren, dass hin und wieder der Rechner innerhalb der ersten Minuten der Prüfung einfriert. Dann einfach neu starten und den Standard- oder den stabileren F1-Modus verwenden.

Abhängig von der Größe des Speichers und der Geschwindigkeit des Prozessors kann dieser Vorgang auch einmal mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Dies betrifft jedoch meist sehr alte Rechner. Nach unserer Erfahrung genügt übrigens ein kompletter Durchlauf.

Sollten während des Tests Fehler auftreten, sollte man zuerst die RAM-Riegel ausbauen und einzeln und in unterschiedlichen Bänken nochmals testen. Dabei ist darauf zu achten, ob sich in den Bänken Schmutz befindet, den es zu entfernen gilt. Außerdem ist zu beachten, dass es auch Inkompatibilitäten zwischen Haupt- und RAM-Platinen geben kann. So gibt die Hauptplatine bspw. Grenzen vor, wie hoch die Kapazität eines oder aller RAM-Riegel insgesamt überhaupt sein darf. Und gemeldete Fehler können auch durch eine defekte Hauptplatine oder einen defekten Prozessor hervorgerufen werden. D. h., dass der vermeintlich fehlerhafte Speicherriegel evtl. in einem anderen System ohne Probleme funktioniert.

CMOS-Batterie

Üblicherweise werden in der PC-Technik Lithiumbatterien in Form von Knopfzellen des Typs CR2032 eingesetzt, um als Pufferbatterie die Spannungsversorgnung der Systemuhr und des CMOS-RAMs sicherzustellen, wenn der Rechner komplett von einer Stromquelle getrennt ist. Abhängig von der Hauptplatine, der Umgebungstemperatur, etwaigen Trennungen eines Desktop-Rechners vom Stromnetz oder einem defekten Laptop-Akku hält eine solche Batterie üblicherweise zwischen zwei und zehn Jahren. Da unsere gespendeten Rechner meistens schon einige Jahre auf dem Buckel haben, kommt es deswegen nicht selten vor, dass die sogenannten CMOS-Batterien nur noch schwach oder sogar bereits leer sind. Damit die Empfänger*innen nicht schon kurz nach Erhalt ihrer Geräte mit verlorengegangen BIOS/UEFI-Einstellungen konfrontiert werden, prüfen wir die CMOS-Batterien mit einem entsprechenden Testgerät prophylaktisch und tauschen sie ggf. aus.

Desktops

Bei Desktops ist der Austausch meist problemlos möglich, da die Batteriehalterungen in der Regel leicht zugänglich auf der Hauptplatine zu finden sind und sich die Knopfzellen leicht entfernen und einsetzen lassen.

Laptops

Die in Laptops verbauten Knopfzellen hingegen sind unglücklicherweise nicht immer leicht zugänglich und es kann durchaus vorkommen, dass man für einen Austausch beinahe das gesamte Gerät auseinandernehmen muss. Zudem sind eher selten die auf den Desktop-Hauptplatinen anzutreffenden Batteriehalterungen verbaut, in die man die Knopfzelle nur hineinzudrücken braucht. Stattdessen sind sie oft mit zwei Kabeln verschweißt, die in einem kleinen Stecker münden, der auf der Hauptplatine des Laptops eingesteckt wird.

Darum sind wir hier etwas pragmatischer und ersetzen die Zellen nur dann, wenn sie entweder leicht zugänglich sind oder wenn das System beim Start selbst bereits darauf hinweist, dass sie ausgetauscht werden müssen.