PXE-Server
Diese Seite beschreibt die Installation eines PXE-Servers zum Booten über das Netzwerk. Dadurch kann man die USB-Sticks ersetzen, die immer mal wieder kompliziert zum Laufen zu bringen sind.
Die Anleitung wurde mit Raspberry Pi OS (Raspbian 10) getestet, sollte aber auch mit Debian 10 "Buster" und Ubuntu 20.XX funktionieren. Die Inhalte sind wild aus dem Internet zusammenkopiert und teilweise angepasst[1][2].
Installation und Einrichtung der benötigten Dienste
Als erstes installieren wir mit dnsmasq einen DHCP-Server, der als Proxy (das heißt zusätzlich zum DHCP-Server im Router) funktioniert und einen TFTP-Server mitbringt, eine Sammlung von Binaries aus pxelinux und nfs-kernel-server, um auch ISO-Dateien laden zu können.
sudo apt install dnsmasq pxelinux nfs-kernel-server
Die Standard-Konfiguration von dnsmasq ersetzen wir, da wir keinen vollständigen DHCP-Server brauchen und dafür TFTP aktivieren wollen. Hier müsst ihr eventuell die IP-Range 192.168.178.0 anpassen, so dass sie zu eurem Netzwerk passt. Außerdem müsst ihr 192.168.178.XX durch die Adresse des PXE-Servers (also im Beispiel des Raspberry Pis) ersetzen.
echo "dhcp-range=192.168.178.0,proxy
dhcp-boot=pxelinux.0,192.168.178.XX,192.168.178.0
pxe-service=x86PC,\"Computertruhe Network Boot\",pxelinux
enable-tftp
tftp-root=/var/lib/tftpboot" | sudo tee /etc/dnsmasq.conf
Als nächstes legen wir das gerade konfigurierte Verzeichnis an und kopieren ein paar benötigte Dateien rein.
1 sudo mkdir -p /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg
2 sudo cp /usr/lib/PXELINUX/pxelinux.0 /var/lib/tftpboot/
3 sudo cp /usr/lib/syslinux/memdisk /var/lib/tftpboot/
4 sudo cp -v /usr/lib/syslinux/modules/bios/{ldlinux.c32,linux.c32,libcom32.c32,libutil.c32,menu.c32,vesamenu.c32} /var/lib/tftpboot/
Dann konfigurieren wir noch die NFS-Freigabe für die ISOs. Auch hier müsst ihr eventuell die IP-Range 192.168.178.0 anpassen, so dass sie zu eurem Netzwerk passt.
echo "/var/lib/tftpboot 192.168.178.0/255.255.255.0(ro,async,no_subtree_checks)" | sudo tee -a /etc/exports && sudo exportfs -a
Konfiguration des PXE-Servers und Installation von Images
Alle Konfigurationen finden in der Datei /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default statt. Außerdem legen wir später für jedes Image einen Unterordner in /var/lib/tftpboot/ an.
Als erstes konfigurieren wir ein Menü, worüber wir dann beim Booten unsere Images auswählen können.
echo "DEFAULT menu.c32
MENU TITLE Server PXE Boot Menu
TIMEOUT 100
" | sudo tee /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Memtest86
Die erste und einfachste Übung ist memtest86+. Dazu laden wir erst die ausführbare Datei runter und verschieben sie in einen passenden Unterordner.
1 wget https://www.memtest.org/download/5.31b/memtest86+-5.31b.bin.gz -O /tmp/mt86plus.gz
2 gzip -d /tmp/mt86plus
3 sudo mkdir /var/lib/tftpboot/memtest
4 sudo mv /tmp/mt86plus /var/lib/tftpboot/memtest/
Dann fügen wir den passenden Eintrag im Boot-Menü ein.
echo "LABEL memtest
MENU LABEL ^Memtest86+ v5.31b
KERNEL memtest/mt86plus
" | sudo tee -a /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Darik's Boot and Nuke (DBAN)
Für DBAN bedienen wir uns des syslinux-Tools memdisk. Das kann ISOs unter bestimmten Voraussetzungen laden (funktioniert aber leider nicht ohne weiteres für Linux-Installations-Images).[3] Bei der Benutzung von memdisk muss die ganze ISO in den RAM geladen werden, was die Größe beschränkt und eine Weile dauert (die Minute war für mich allerdings im Vergleich zur Dauer des Wipen irrelevant).
Als erstes laden wir die ISO-Datei in den richtigen Unterordner.
sudo curl https://downloads.sourceforge.net/project/dban/dban/dban-2.3.0/dban-2.3.0_i586.iso?r=https%3A%2F%2Fsourceforge.net%2Fprojects%2Fdban%2Ffiles%2Fdban%2Fdban-2.3.0%2Fdban-2.3.0_i586.iso%2Fdownload&ts=1608933465 -o /var/lib/tftpboot/dban/dban.iso --create-dirs
Dann passen wir das Boot-Menü entsprechend an.
echo "LABEL dban
MENU LABEL ^DBAN v2.3.0
LINUX memdisk
INITRD dban/dban.iso
APPEND iso
" | sudo tee -a /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
DBAN Autonuke
Alternativ können wir uns einen Eintrag basteln, der direkt den Befehl autonuke ausführt, daher auch nicht die komplette ISO-Datei braucht und etwas schneller ist.[4]
Dazu laden wir wir die ISO, extrahieren die passende ausführbare Datei und legen sie in das passende Verzeichnis.
1 wget https://downloads.sourceforge.net/project/dban/dban/dban-2.3.0/dban-2.3.0_i586.iso?r=https%3A%2F%2Fsourceforge.net%2Fprojects%2Fdban%2Ffiles%2Fdban%2Fdban-2.3.0%2Fdban-2.3.0_i586.iso%2Fdownload&ts=1608933465 -O /tmp/dban.iso
2 mkdir /tmp/dban
3 sudo mount -o loop /tmp/dban.iso /tmp/dban
4 sudo mkdir -p /var/lib/tftpboot/dban
5 sudo cp /tmp/dban/dban.bzi /var/lib/tftpboot/dban/
6 sudo umount /tmp/dban
Dann passen wir wieder das Boot-Menü an.
echo "LABEL dban-autonuke
MENU LABEL ^DBAN Autonuke!
KERNEL dban/dban.bzi
APPEND nuke=\"dwipe --autonuke\" silent
" | sudo tee -a /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Parted Magic
Parted Magic müssen wir erst entpacken und eine Datei generieren. Als erstes holen wir uns die ISO aus der Cloud, dazu empfehle ich euch, ein App-Passwort anzulegen. Dann entpacken wir die ISO, generieren die Datei files.cgz und kopieren alles in das entsprechende Unterverzeichnis. Falls ihr an die spezielle PXE-ISO kommt, ist files.cgz schon da und ihr müsst es nur aus dem gleichen Ordner wie die anderen Dateien kopieren.[5]
1 curl -u <USER>:<PASSWORD> -X GET https://cloud.computertruhe.de/remote.php/dav/files/<USER>/Allgemein/Software/Datenvernichtung/pmagic_2020_10_12.iso -o /tmp/pmagic.iso
2 cd /tmp && mkdir pmagic
3 sudo mount -o loop /tmp/pmagic.iso /tmp/pmagic
4 sh /tmp/pmagic/boot/pxelinux/pm2pxe.sh
5 sudo cp -v pmagic/pmagic/{bzImage,initrd.img,fu.img,m.img} /var/lib/tftpboot/pmagic/
6 sudo cp pm2exe/files.cgz /var/lib/tftpboot/pmagic/
7 sudo umount /tmp/pmagic
Dann legen wir noch den Eintrag im Boot-Menü an.
echo "LABEL pmagic
MENU LABEL ^Parted Magic 2020-10-12
LINUX pmagic/bzImage
INITRD pmagic/initrd.img,pmagic/fu.img,pmagic/m.img,pmagic/files.cgz
APPEND edd=on vga=normal
" | sudo tee -a /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Linux MINT (und andere Linux-Derivate)[6]
Hier brauchen wir jetzt den anfangs eingerichteten NFS-Server. Wir ziehen uns das aktuelle MINT-Image und kopieren es in den richtigen Ordner. Ganz ist hier, auch die versteckten Dateien zu kopieren, das hat mich einige Zeit gekostet.
1 curl http://ftp-stud.hs-esslingen.de/pub/Mirrors/linuxmint.com/stable/20/linuxmint-20-cinnamon-64bit.iso -o /tmp/mint.iso
2 mkdir /tmp/mint
3 sudo mount -o loop /tmp/mint.iso /tmp/mint
4 sudo cp -rT /tmp/mint /var/lib/tftpboot/mint
5 sudo umount /tmp/mint
Jetzt fügen wir noch zwei Einträge hinzu, einmal für den Live-Modus, aus dem man dann auch die normale Installation starten kann, und einmal für die OEM-Installation. Hier müsst ihr 192.168.178.XX durch die Adresse des NFS-Servers (also im Beispiel wieder des Raspberry Pis) ersetzen.
echo "LABEL mint
MENU LABEL ^Linux MINT 20 Cinnamon
KERNEL mint/casper/vmlinuz
APPEND boot=casper vga=normal ip=dhcp netboot=nfs nfsroot=192.168.178.XX:/var/lib/tftpboot/mint initrd=mint/casper/initrd.lz splash --
LABEL mint-oem
MENU LABEL ^Linux MINT 20 Cinnamon OEM
KERNEL mint/casper/vmlinuz
APPEND boot=casper vga=normal ip=dhcp netboot=nfs nfsroot=192.168.178.XX:/var/lib/tftpboot/mint initrd=mint/casper/initrd.lz locale=de_DE keyboard-configuration/layoutcode=de console-setup/layoutcode=de only-ubiquity oem-config/enable=true quiet splash --
" | sudo tee -a /var/lib/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Andere Derivate brauchen natürlich auch andere Boot-Flags, aber wenn du so überzeugt von deiner Variante bist, schaffst du das bestimmt auch.[7]
Neustart des Dienstes
Am Ende der Ersteinrichtung und nach jeder Änderung der Konfiguration sollten sicherheitshalber die Berechtigungen richtig gesetzt und dann der dnsmasq-Dienst neugestartet werden.
sudo chown -R nobody:nogroup /var/lib/tftpboot && sudo chmod -R 755 /var/lib/tftpboot/ && sudo systemctl restart dnsmasq